Jorina Fricke

Portfolio

angezogen.

2025, Diplomprojekt
Wir tragen Kleidung täglich auf unserer Haut. Mit nichts anderem verbringen wir mehr Zeit und haben mehr Kontakt, kein anderes Artefakt umgibt uns so direkt wie Kleidung. Etwas, mit dem wir so viel Zeit verbringen, das uns so nah ist und gleichzeitig im gesellschaftlichen Kontext so viel bedeuten kann, hat zwangsläufig einen großen Einfluss auf unser Leben. Aber wie genau beeinflusst uns unsere alltägliche Kleidung?

Meine Auseinandersetzung mit diesem Thema begann auf der textlichen Ebene. Doch um den Einfluss von Kleidung, etwas materiellem, zu erfassen, reicht die textliche Ebene nicht aus. Als Modedesignerin konnte ich eine Jacke entwerfen und herstellen, die maßgeschneidert auf meinen Körper, meine Bedürfnisse und meinen Geschmack ist und mich im Alltag bestmöglich beeinflussen soll. Der Text, der meine Gedanken und den Entwurf dokumentiert, wurde per Siebdruck auf die Innenseite der Jacke gedruckt. Das Tragen dieser Jacke bildet den dritten Teil der Auseinandersetzung: die praktische Erfahrung, ob meine Überlegungen aufgehen.

Man könnte sagen, dass uns Kleidung auf drei Ebenen prägt: der physischen, der ästhetischen und der sozialen Ebene. Alle drei Ebenen beeinflussen unsere Stimmung, und somit wie wir denken und handeln. Kleidung ist ein Mittel, um unsere Beziehung zu uns selbst und zu unserer Umwelt zu ergründen, aufzubauen und auszudrücken. Kleidung ist Teil unserer Identität.

Mit dieser Jacke habe ich meine Beziehung zur Umwelt auf eine neue Art verhandelt und werde sie mit jedem weiteren Tragen weiter verhandeln und ausdrücken. Diese Jacke beeinflusst auf neue Weise mein Denken, Fühlen und Handeln.

In der Diplom-Ausstellung wurde die Jacke von weiteren Arbeiten begleitet. In einem Video trage ich die Jacke in meinem Alltag. Die Jacke erscheint in der Ausstellung selbst als Kunst bzw. Designobjekt, im Video wird sie vor allem in ihrer Funktion gezeigt: als Kleidung, einem Alltagsobjekt, welches getragen und verwendet wird.

Kleine Stoff-Etiketten enthielten einige Fragen meiner Auseinandersetzung. Diese konnten die Besucher*innen mitnehmen und mit einer Sicherheitsnadel in ihre eigene Kleidung pinnen, um sich so selbst mit dem Thema und der eigenen Kleidung auseinanderzusetzen.

Der Text, welcher in die Jacke gedruckt ist, wurde zusätzlich in einem kleinen Heft ausgestellt. Der Text ist ziemlich lang und man benötigt etwas Zeit um ihn durchzulesen, die Voraussetzungen dafür habe ich mit einer kleinen Sitzecke und dem Heft geschaffen.